Sonntag, 28. Februar 2010

Die Weisheiten des Diffusius (3) - Gedanken, Teil 1

Kapitel 9, Vers 12:
"Man kann jemandem, der stets nur an sich denkt, vieles vorwerfen, nur keine Gedankenlosigkeit."

Mittwoch, 24. Februar 2010

Die Weisheiten des Diffusius (2) - Epochales

Kapitel 6, Vers 23:
Der weise Diffusius auf die Frage, was er von der klassischen Einteilung der literarischen und historischen Epochen halte: "Genau genommen begann die Aufklärung ja schon mit der Gründung der Polizei."

Dienstag, 16. Februar 2010

Die Weisheiten des Diffusius (1) - Die Würde

Ich versuche mich mal an der Übersetzung einiger Passagen aus den überlieferten Schriften des großen divudischen Philophoben Diffusius (eigentlich Ding Wu Tsi, was soviel bedeutet wie "das, wonach man strebt" oder "das, woran man zieht" und im Alt-Diffusen gleichbedeutend war mit "Glockenseil", weswegen das Gesamtwerk Ding Wu Tsis auch gern als Dong Dong, "die Großen Glocken" bezeichnet wird - im Gegensatz zu Einzelausgaben seines Lehrbuchs, das dementsprechend als Ding Dong, "die kleinen Glocken" bezeichnet wird).

Kapitel 12, Vers 17-18.
Lang Lai Tung (Schüler des Diffusius): "Meister, ich sprachet vorhin über die Würde des Menschen und die Würde des Tieres. Nun bin ich verwirrt, weil ihr doch auch lehrt, dass der Mensch würdigen soll, was ihm zum Mahl gegeben wird. Ist der Mensch demnach nicht mehr als die Speise wert?"

Diffusius: "Was dem Menschen die Würde, ist der Speise die Würze. Beides allein ist fad. Würdet ihr würdigen, was Würze zu würdigen weiß, wüßte ich nicht, was ich sonst noch würdigen würde. Drum würze, was sich ewig bindet. Und vergiss keinesfalls das Salz!"

Montag, 15. Februar 2010

Divudisches Steuer- und Finanz(un)wesen (2)

Das Problem des Piraten im Finanzministerium ist in der Tat nicht so sehr, dass damit tatsächlich ein Fachmann für Vermögensumverteilung seinen Dienst angetreten hat, sondern dass damit divudische Traditionen eine neue Dimension erreichen. Bisher wurden nämlich meist erfolglose Admirabellen (also Schönlinge in recht hohem Marine-Rang) ins Finanzministerium abgeschoben, bevor sie ihre Schieffahrtkünste noch perfektionieren und damit die Marine in wirkliche Schwierigkeiten bringen konnten.
Nebenbei war dies ein Weg der höheren Familien, selbst ihre unfähigen Sprößlinge in wichtige Positionen zu hieven; die Marinelaufbahn (im formalen Diffus auch "Marinade" genannt, was häufig zu Verwechslungen und in mindestens einem Fall zu unbeabsichtigtem Kannibalismus führte), sonst eher gesellschaftliche Sackgasse, konnte somit doch noch zum Besseren gewendet werden.
Insgesamt bedeutete dies, dass das divudische Finanzwesen in den meisten Fällen in unfähigen, aber wenigstens wohlwollenden Händen war. Die meisten Admirabellen, die diesen Posten innehatten, versuchten auch ernsthaft, das divudische Steuerwesen zu verbessern, verzettelten sich aber dabei meist so sehr, dass bis heute das divudische Steuergesetz nur als lose Blattsammlung existiert, die kaum jemand wirklich überschauen kann. Steuerschlupflöcher sind daher nicht nur ein metaphorischer Ausdruck, sondern wirkliche Löcher in der Steuermappe.

Tatsächlich gibt es mittlerweile jedoch einige gesetzliche Änderungen im Steuerrecht (im nautischen Sinn ja eigentlich eine Doppelung, da "steuer" ja schon "rechts" bedeutet), die darauf hindeuten, dass Chang Hai tatsächlich eine Reform des Steuerwesens anstrebt und damit sogar Erfolg haben könnte. So ist seit letztem Dienstag jede Familie dazu verpflichtet, ein Steuerboard zu besitzen, auf dem alle steurrelevanten Unterlagen gelagert werden. Kritiker meinen indes, dass das zwar recht (im Sinne von "steuer"... ach, Sie wissen schon), aber keinesfalls billig sei, da die gesetzlichen Vorgaben für das Steuerboard vorsehen, dass man selbiges auch als Planke benutzen kann, und Qualitätsplanken sind in Divudien und seinen Meeren nunmal aus Anteakholz.
Ebenfalls argwöhnisch stimmt manchen Divudier, dass die Zahl der Seeräuber in den Reihen der Steuerprüfer seit Amtsantritt Hais sprunghaft angestiegen ist - Juristen glauben jedoch, dass den meisten Seeräubern die Sprunghaft lieber ist als jede andere.


Bezöglich der "Hohen See" werde ich demnächst mal etwas über die "Geographica Diffusica" erzählen, die ein italienischer Wandlungsreisender vor geraumer Zeit verpasste und seitdem auch nicht wieder einholen konnte. Vielleicht schafft das ein wenig Klarheit.

Donnerstag, 19. November 2009

Divudisches Steuer- und Finanz(un)wesen (1)

Eine divudische Tradition besagt, dass der Kaiser stets einen Seefahrer zu seinem Finanzminister macht. Für Nichtdivudier klingt das zunächst seltsam, für jeden Divudier ist diese Entscheidung jedoch verständlich, schließlich sollte der Fiskus in den Händen eines Steuermanns gut aufgehoben sein; viele Divudier drohten sogar mit Steuerhinterziehung, wenn es einmal nicht einen Seemann im Finanzministerium gab.
Dennoch halten es viele am kaiserlichen Hof für falsch, dass seit wenigen Wochen mit Chang Hai ein berüchtigter Pirat für das kaiserliche Vermögen zuständig sein soll. Der kaiserliche Hausmeister (sein Zwilling, der Hofmeister, wollte sich dazu nicht äußern - was ungewöhnlich ist, da die traditionelle Aufteilung des Haushofmeisteramtes stets eine gemeinsame Linie unter den Amtsträgern mit sich brachte) begründete diesen Schritt jedoch damit, dass den kaiserlichen Steuereintreibern ein ähnliches Misstrauen entgegengebracht werde, daher sei die Wahl seiner Majestät nur logisch.
Der neue Minister selbst war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen, da er sich zur Zeit im Zentralgebirge auf hoher See befindet und noch nicht wieder heruntergeklettert ist.

Donnerstag, 24. September 2009

Verkehrtes

Der divudische Philophob Diffusius wurde einst zum Kaiser bestellt, um ihm bei einem bedeutenden Problem zu helfen. Kaiser Tzu Lang war nämlich das Verkehrschaos in der Verbogenen Stadt ein Dorn im Auge. Seine Berater waren nicht in der Lage, die ständigen ständischen Verkehrsunfälle zu verhindern (zu jener Zeit waren noch die Kastenwagen das dominierende Gefährt auf den Straßen Divudiens und verständlicherweise sahen es die Oberen weder ein noch gern, einem Niederen aus eben jeden Beweggründen ausweichen zu müssen). Eine entsetzliche Regelung musste her. Tzu Lang wurmte es, dass sich Divudien zwar des ersten Entsetzestextes der Menschheit rühmen konnte (das 12-Schwafeln-Entsetzbuch war schon über 3000 Jahre alt und enthielt die Mitschriften sämtlicher Gespräche der ersten Philophoben Ying und Yan während ihrer zehnjährigen Teezeremonie sowie sämtliche ihrer Eheprobleme und galt als Quelle erhabener Weisheit für nahezu alle Problemstellungen), offensichtlich aber niemand mit einem derart zunehmenden Verkehrsproblem gerechnet hatte - übrigens auch ein Grund für die Bevölkerungsexplosion der letzten Jahre.
Während seiner Untersuchungen stellte Diffusius fest, dass besonders die älteren Verkehrsteilnehmer trotz ihrer Weitsicht Probleme mit dem vorausschauenden Fahren hatten. Hinzu kam mangelnde Einsicht der Fahrer und Kreuzungen bezüglich ihres Fahrverhaltens; besonders die Kreuzungen ließen sich nicht dazu bewegen, etwas an ihrer Haltung zu ändern, was die Situation noch verfahrener machte.
Nach sieben Jahren Arbeit beschloss Diffusius daher, ein revolutionäres Konzept dem Kaiser vorzulegen: Die Strafenverkehrsordnung enthielt alle Vergehen, die Diffusius während seiner Forschungen feststellen konnte, und versah sie mit einem seiner Meinung nach angesehen Strafmaß. Revolutionär war daran vor allem der Grundsatz der Gleichgültigkeit aller Teilnehmer: Gleichgültig ob Oberer oder Niederer, jede Kaste erfuhr für ein Vergehen das gleiche Strafmaß. Verständlicherweise war dies den Oberen gar nicht gleichgültig und sie sandten eine Protestnote an den Kaiser. Da dieser sich jedoch nichts aus Musik machte, setzte er dem Vorschlag des Diffusius entsprechend eine neue Behörde in Amt und Würden, die sich um die Einhaltung der StrafenVerkehrsregeln kümmern sollte.
Der wahre Clou des Werkes war jedoch seine Konzeption. Zwar enthielt das Werk Strafen und Vergehen, jedoch keinerlei Angaben dazu, wie man sich richtig zu verhalten hatte. Da die Strafen keiner Gesetzmäßigkeit unterlagen (wie auch, es war ja ein Entsetzestext) und sich das Strafmaß am Stand von Mond und Sternen orientierte, konnte durchaus geschehen, dass man für das Überfahren einer roten Ampel enthauptet wurde, während man für das Überfahren eines Fussgängers lediglich zwei Säcke Reis an die Angehörigen zu entrichten hatte.
Erwartungsgemäß nahmen die Verkehrsprobleme in der Verbogenen Stadt schlagartig ab, da den meisten Verkehrsteilnehmern ihr Leben wichtiger als die Einhaltung irgendwelcher Liefertermine war; gleichzeitig sorgte dies jedoch dafür, dass die Verlässlichkeit von zeitlichen Absprachen immer weiter abnahm, weswegen die meisten Divudier seitdem nur noch grobe zeitangaben benutzen.
Ein weiterer Nebeneffekt war, dass der Verschleiß an Kutschern gewaltig zunahm und dass Berufe im Transportbereich zu den bestbezahlten, aber auch risikoreichsten des Reiches wurden. Ein Kutscher in gesetztem Alter, der sogar seinen Ruhestand erreicht, wurde in den meisten Regionen des Reiches mittlerweile weit mehr verehrt als ein Kriegsveteran oder Philophob; es bürgerte sich auch ein, ihn stets um Rad zu fragen, und seine Meinung war derart angesehen, dass in den meisten Räten des Reiches mindestens ein Kutscher sitzen musste.

Donnerstag, 3. September 2009

Geteilte Meinungen

Divudier sind moralisch (und gesetzlich unter Androhung von Zeltstrafen!) dazu verpflichtet, nie einer Meinung zu sein. Das hat historische Gründe und beruht auf der Uneinigkeit der divudischen Provinzen vor den Einigungskriegen. Damals gab es unter den divudischen Volksgruppen eine vorherrschende Gruppe der Vudier, die den meisten heutigen Divudiern noch heute unangenehm in Erinnerung sind, denn unter ihnen wurden Dinge erfunden und eingeführt wie Kleingeld, allgemeine Schulpflicht und Benimmregeln, die sie den anderen Volksgruppen durch ihre aggressive Expansionspolitik aufzuzwängen versuchten. Auch wenn den Divudiern nicht das Paradoxon bewusst ist, dass sie erzeugen, wenn sie sich darin einig sind, dass sie die Vudier nicht mögen, weil die sich immer einig waren - wären sich alle Divudier einig bei einer Sache, käme bestimmt jemand daher und würde sagen "die Divudier sind wie die Vudier!", was dann wiederum alle abstreiten würden...

Ach, divudische Geschichte ist kompliziert.