Montag, 15. Februar 2010

Divudisches Steuer- und Finanz(un)wesen (2)

Das Problem des Piraten im Finanzministerium ist in der Tat nicht so sehr, dass damit tatsächlich ein Fachmann für Vermögensumverteilung seinen Dienst angetreten hat, sondern dass damit divudische Traditionen eine neue Dimension erreichen. Bisher wurden nämlich meist erfolglose Admirabellen (also Schönlinge in recht hohem Marine-Rang) ins Finanzministerium abgeschoben, bevor sie ihre Schieffahrtkünste noch perfektionieren und damit die Marine in wirkliche Schwierigkeiten bringen konnten.
Nebenbei war dies ein Weg der höheren Familien, selbst ihre unfähigen Sprößlinge in wichtige Positionen zu hieven; die Marinelaufbahn (im formalen Diffus auch "Marinade" genannt, was häufig zu Verwechslungen und in mindestens einem Fall zu unbeabsichtigtem Kannibalismus führte), sonst eher gesellschaftliche Sackgasse, konnte somit doch noch zum Besseren gewendet werden.
Insgesamt bedeutete dies, dass das divudische Finanzwesen in den meisten Fällen in unfähigen, aber wenigstens wohlwollenden Händen war. Die meisten Admirabellen, die diesen Posten innehatten, versuchten auch ernsthaft, das divudische Steuerwesen zu verbessern, verzettelten sich aber dabei meist so sehr, dass bis heute das divudische Steuergesetz nur als lose Blattsammlung existiert, die kaum jemand wirklich überschauen kann. Steuerschlupflöcher sind daher nicht nur ein metaphorischer Ausdruck, sondern wirkliche Löcher in der Steuermappe.

Tatsächlich gibt es mittlerweile jedoch einige gesetzliche Änderungen im Steuerrecht (im nautischen Sinn ja eigentlich eine Doppelung, da "steuer" ja schon "rechts" bedeutet), die darauf hindeuten, dass Chang Hai tatsächlich eine Reform des Steuerwesens anstrebt und damit sogar Erfolg haben könnte. So ist seit letztem Dienstag jede Familie dazu verpflichtet, ein Steuerboard zu besitzen, auf dem alle steurrelevanten Unterlagen gelagert werden. Kritiker meinen indes, dass das zwar recht (im Sinne von "steuer"... ach, Sie wissen schon), aber keinesfalls billig sei, da die gesetzlichen Vorgaben für das Steuerboard vorsehen, dass man selbiges auch als Planke benutzen kann, und Qualitätsplanken sind in Divudien und seinen Meeren nunmal aus Anteakholz.
Ebenfalls argwöhnisch stimmt manchen Divudier, dass die Zahl der Seeräuber in den Reihen der Steuerprüfer seit Amtsantritt Hais sprunghaft angestiegen ist - Juristen glauben jedoch, dass den meisten Seeräubern die Sprunghaft lieber ist als jede andere.


Bezöglich der "Hohen See" werde ich demnächst mal etwas über die "Geographica Diffusica" erzählen, die ein italienischer Wandlungsreisender vor geraumer Zeit verpasste und seitdem auch nicht wieder einholen konnte. Vielleicht schafft das ein wenig Klarheit.

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