Donnerstag, 19. November 2009

Divudisches Steuer- und Finanz(un)wesen (1)

Eine divudische Tradition besagt, dass der Kaiser stets einen Seefahrer zu seinem Finanzminister macht. Für Nichtdivudier klingt das zunächst seltsam, für jeden Divudier ist diese Entscheidung jedoch verständlich, schließlich sollte der Fiskus in den Händen eines Steuermanns gut aufgehoben sein; viele Divudier drohten sogar mit Steuerhinterziehung, wenn es einmal nicht einen Seemann im Finanzministerium gab.
Dennoch halten es viele am kaiserlichen Hof für falsch, dass seit wenigen Wochen mit Chang Hai ein berüchtigter Pirat für das kaiserliche Vermögen zuständig sein soll. Der kaiserliche Hausmeister (sein Zwilling, der Hofmeister, wollte sich dazu nicht äußern - was ungewöhnlich ist, da die traditionelle Aufteilung des Haushofmeisteramtes stets eine gemeinsame Linie unter den Amtsträgern mit sich brachte) begründete diesen Schritt jedoch damit, dass den kaiserlichen Steuereintreibern ein ähnliches Misstrauen entgegengebracht werde, daher sei die Wahl seiner Majestät nur logisch.
Der neue Minister selbst war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen, da er sich zur Zeit im Zentralgebirge auf hoher See befindet und noch nicht wieder heruntergeklettert ist.

Donnerstag, 24. September 2009

Verkehrtes

Der divudische Philophob Diffusius wurde einst zum Kaiser bestellt, um ihm bei einem bedeutenden Problem zu helfen. Kaiser Tzu Lang war nämlich das Verkehrschaos in der Verbogenen Stadt ein Dorn im Auge. Seine Berater waren nicht in der Lage, die ständigen ständischen Verkehrsunfälle zu verhindern (zu jener Zeit waren noch die Kastenwagen das dominierende Gefährt auf den Straßen Divudiens und verständlicherweise sahen es die Oberen weder ein noch gern, einem Niederen aus eben jeden Beweggründen ausweichen zu müssen). Eine entsetzliche Regelung musste her. Tzu Lang wurmte es, dass sich Divudien zwar des ersten Entsetzestextes der Menschheit rühmen konnte (das 12-Schwafeln-Entsetzbuch war schon über 3000 Jahre alt und enthielt die Mitschriften sämtlicher Gespräche der ersten Philophoben Ying und Yan während ihrer zehnjährigen Teezeremonie sowie sämtliche ihrer Eheprobleme und galt als Quelle erhabener Weisheit für nahezu alle Problemstellungen), offensichtlich aber niemand mit einem derart zunehmenden Verkehrsproblem gerechnet hatte - übrigens auch ein Grund für die Bevölkerungsexplosion der letzten Jahre.
Während seiner Untersuchungen stellte Diffusius fest, dass besonders die älteren Verkehrsteilnehmer trotz ihrer Weitsicht Probleme mit dem vorausschauenden Fahren hatten. Hinzu kam mangelnde Einsicht der Fahrer und Kreuzungen bezüglich ihres Fahrverhaltens; besonders die Kreuzungen ließen sich nicht dazu bewegen, etwas an ihrer Haltung zu ändern, was die Situation noch verfahrener machte.
Nach sieben Jahren Arbeit beschloss Diffusius daher, ein revolutionäres Konzept dem Kaiser vorzulegen: Die Strafenverkehrsordnung enthielt alle Vergehen, die Diffusius während seiner Forschungen feststellen konnte, und versah sie mit einem seiner Meinung nach angesehen Strafmaß. Revolutionär war daran vor allem der Grundsatz der Gleichgültigkeit aller Teilnehmer: Gleichgültig ob Oberer oder Niederer, jede Kaste erfuhr für ein Vergehen das gleiche Strafmaß. Verständlicherweise war dies den Oberen gar nicht gleichgültig und sie sandten eine Protestnote an den Kaiser. Da dieser sich jedoch nichts aus Musik machte, setzte er dem Vorschlag des Diffusius entsprechend eine neue Behörde in Amt und Würden, die sich um die Einhaltung der StrafenVerkehrsregeln kümmern sollte.
Der wahre Clou des Werkes war jedoch seine Konzeption. Zwar enthielt das Werk Strafen und Vergehen, jedoch keinerlei Angaben dazu, wie man sich richtig zu verhalten hatte. Da die Strafen keiner Gesetzmäßigkeit unterlagen (wie auch, es war ja ein Entsetzestext) und sich das Strafmaß am Stand von Mond und Sternen orientierte, konnte durchaus geschehen, dass man für das Überfahren einer roten Ampel enthauptet wurde, während man für das Überfahren eines Fussgängers lediglich zwei Säcke Reis an die Angehörigen zu entrichten hatte.
Erwartungsgemäß nahmen die Verkehrsprobleme in der Verbogenen Stadt schlagartig ab, da den meisten Verkehrsteilnehmern ihr Leben wichtiger als die Einhaltung irgendwelcher Liefertermine war; gleichzeitig sorgte dies jedoch dafür, dass die Verlässlichkeit von zeitlichen Absprachen immer weiter abnahm, weswegen die meisten Divudier seitdem nur noch grobe zeitangaben benutzen.
Ein weiterer Nebeneffekt war, dass der Verschleiß an Kutschern gewaltig zunahm und dass Berufe im Transportbereich zu den bestbezahlten, aber auch risikoreichsten des Reiches wurden. Ein Kutscher in gesetztem Alter, der sogar seinen Ruhestand erreicht, wurde in den meisten Regionen des Reiches mittlerweile weit mehr verehrt als ein Kriegsveteran oder Philophob; es bürgerte sich auch ein, ihn stets um Rad zu fragen, und seine Meinung war derart angesehen, dass in den meisten Räten des Reiches mindestens ein Kutscher sitzen musste.

Donnerstag, 3. September 2009

Geteilte Meinungen

Divudier sind moralisch (und gesetzlich unter Androhung von Zeltstrafen!) dazu verpflichtet, nie einer Meinung zu sein. Das hat historische Gründe und beruht auf der Uneinigkeit der divudischen Provinzen vor den Einigungskriegen. Damals gab es unter den divudischen Volksgruppen eine vorherrschende Gruppe der Vudier, die den meisten heutigen Divudiern noch heute unangenehm in Erinnerung sind, denn unter ihnen wurden Dinge erfunden und eingeführt wie Kleingeld, allgemeine Schulpflicht und Benimmregeln, die sie den anderen Volksgruppen durch ihre aggressive Expansionspolitik aufzuzwängen versuchten. Auch wenn den Divudiern nicht das Paradoxon bewusst ist, dass sie erzeugen, wenn sie sich darin einig sind, dass sie die Vudier nicht mögen, weil die sich immer einig waren - wären sich alle Divudier einig bei einer Sache, käme bestimmt jemand daher und würde sagen "die Divudier sind wie die Vudier!", was dann wiederum alle abstreiten würden...

Ach, divudische Geschichte ist kompliziert.

Montag, 10. August 2009

Herr Ober, Zahlen! (3)

Besonders für die Divudier haben sich Zahlen stets bezahlt gemacht, weswegen man dort auch 5 Grundrechenarten kennt. Das "Divudieren" ist das Teilen mit Rest - schon der berühmte divudische Philophob Diffuzius stellte fest, dass bei den meisten Dingen etwas übrig bleibt, wenn man sie teilt: Brot mit Krümeln, Rotes Meer mit toten Fischen, Schulklassen in Mannschaften, selbst das unter den divudischen Fürsten der damaligen Zeit sehr beliebte Vierteilen brachte meist alle möglichen Mengen hervor, selten aber genau vier Teile...

Über Unsichtbarkeit gibt es im Zusammenhang mit dem mythischen divudischen Frauenhelden Szo Long eine nette Anekdote mit einer folgenschweren Verwechslung und einer Farnkappe, aber das würde an dieser Stelle zu weit führen.

(Dieser Post war eine Antwort auf einen anderen Post - der Bezug zur Unsichtbarkeit erscheint daher nur hier sinnlos. Andererseits sollte man hier kaum mehr als Sinnlosigkeit erwarten...)

Freitag, 10. Juli 2009

Herr Ober, Zahlen! (2)

Die 42 ist eine wichtige Zahl in Divudien - sie entscheidet über das Gelingen (oder das Scheitern) einer Unternehmung. Wichtig ist, ob der Unternehmende es schafft, in seiner Eröffnungsrede mehr als 42 Worte zu sprechen. Diese Tradition geht zurück auf die Krönungszeremonie des Meisterdiebes Lang Tzu zum ersten divudischen Kaiser, der während seiner Rede von einem Attentäter von hinten erdolcht wurde und daher nur 42 Worte sprechen konnte - ob dieser Mord von vorherein geplant war oder ob Lang Tzu einfach nur ein schlechter Redner war, entzweit bis heute die Chronisten.
Neueren Forschungen zufolge könnte es jedoch sein, dass es sich eigentlich eher um 41 Worte gehandelt haben könnte - man ist sich unter Linguisten bisher nicht einig, ob "Argh!" tatsächlich als 42. Wort betrachtet werden sollte oder nicht.

Montag, 6. Juli 2009

Herr Ober, Zahlen! (1)

Die 37 ist bekanntermaßen eine Primzahl. Primzahlen sind in Divudien nicht sehr beliebt, da sie zum einen als sehr egoistisch gelten (tatsächlich sind die meisten Divudier der Meinung, dass sich Primzahlen nicht teilen lassen, weil sie nicht geteilt werden wollen) und zum anderen weder gekaut werden können noch Nikotin enthalten.

Mittwoch, 24. Juni 2009

Gelage der Nation

Ein besonderer Tag für Divudien! Wie es der Zufall will, ist heute dort das "Salzfreie Fest der 71 Gewürze", das mit einem fulminanten Festmahl in der Verbogenen Stadt gefeiert wird. Das Fest verdankt seinen Namen allerdings weniger der festlichen und gesundheitsbewussten Zubereitung der Speisen als dem Umstand, dass die Rechnung dafür jedes Jahr mehr als gesalzen ist, weswegen den kaiserlichen Köchen das zusätzliche Salzen der Speisen auch bei Todesstrafe verboten ist.

Donnerstag, 11. Juni 2009

Sticheleien

Das banoranische Fakir-Kommando Spezial-Einsätze (FaKSEn) musste heute aufgelöst werden. Seinen Mitgliedern konnte Bestechlichkeit nachgewiesen werden.

Montag, 8. Juni 2009

Mein Bak, dein Bak

In der divudischen Grenzprovinz Bak konnte noch rechtzeitig ein Aufstand der Bäckerkaste verhindert werden. Durch ein kaiserliches Edikt wurde eine Sonderregelung für die traditionsreichen Backstuben der Gebäckstädte Ly Bäck und Back Dhat gefunden, die ihnen weiterhin erlaubt, ihr Kastenbrot zu backen.
Die Gildenmeister hatten mit einem Herumlungerstreik gedroht, in dem vermutlich auch andere Teige Divudiens aufgegangen wären.

Freitag, 5. Juni 2009

Lautenklang und Bar(bar)densang

Sing Lang, der kaiserliche Barbarde, hat eine Weisung erhalten, außerhalb der Verbogenen Stadt seine Laute gegen eine Leise einzutauschen. Der Ältestenrat sah es als erwiesen an, dass Lang zumindest eine Mitschuld an der Taubenplage habe.

Donnerstag, 28. Mai 2009

Die Weisheiten des Diffusius (0)

Der berühmte divudische Philophob Diffuzius sagte: "Wer sich umdreht, hat bereits seine Zukunft hinter sich."
Zeitreisen funktionieren in Divudien erstaunlicherweise dennoch nicht.

Mittwoch, 27. Mai 2009

Nahk(r)ampf

Die philosophische Schule des waffellosen Kampfes eröffnet eine Schule in der Verbogenen Stadt. Es gibt dort jetzt auch Bahl-Zen-Probierstunden.